Noah denkt™  -
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Eine Haushaltssanierung jetzt muss nicht unbedingt in die Deflation führen
Dialog mit dem Alter Ego zur Kritik am dt. Sparkurs, erster Entwurf erstellt am 27.06.
veröffentlicht am 28.06.2010
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Frage vom Alter Ego von Noah denkt™ (AE):
Noah denkt™ hat sich ja an anderer Stelle durchaus unterstützend
zum Sparkurs der deutschen Bundesregierung geäußert. Nun ist es aber genau diese Haushaltssanierung, die
von einigen amerikanischen Ökonomen scharf kritisiert worden ist. Was hält Noah denkt™ von dieser Kritik?
Antwort von Noah denkt™ (Nd): Na ja, die etwa von Herrn Soros und Herrn Krugman vorgebrachte Kritik hat
mehrere Ansatzpunkte. Deshalb wird man diese auch im Einzelnen abarbeiten müssen.

AE: Okay, machen wir das also Stück für Stück. Was meint Noah denkt™, zu der These, dass der Maastrichter
Vertrag zu sehr auf Inflations-, und zu wenig auf Deflationsbekämpfung ausgerichtet ist?
Nd: Die These ist richtig. Es ist wahrlich nötig, dass sich Deutschland über die Trauma der erlebten
Geldentwertungen erhebt, und weniger auf die Einhaltung der 3% Defizit-Regel pocht. Immerhin leben wir heute
nicht mehr im unmittelbaren Weltkriegskontext, so dass wir jetzt auch nicht mehr die Verwerfungen zu fürchten
haben, die es in den zwanziger und vierziger Jahren gegeben hat.

AE: Wird eine Lockerung der 3% Regel nicht zu mehr „moral hazard“ führen?
Nd: Das stimmt. Allerdings wird man die komplexen Probleme unserer vernetzten und schnellen Welt auch nicht
mit Mathematik alleine lösen können. Dazu wird man auf eine gewisse Flexibilität nicht verzichten können.

AE: Muss man aus dem Gesagten auch schließen, dass Noah denkt™, anders als der Herr Weber, keine
Probleme damit hat, wenn die EZB nun problematische Staatsanleihen ihrer Mitgliedsländer kauft?
Nd: Richtig. Auch hier teilen wir die Krugmansche Auffassung und meinen, dass es nötig ist, locker zu bleiben, um
der neuen, europäischen Realität Deutschlands gerecht zu werden.

AE: Was hält Noah denkt™ von der anderen Krugmanschen These, die es als falsch ansieht, gerade jetzt mit
dem Sparen zu beginnen, wo sich die Konjunktur noch keineswegs erholt hat?
Nd: Nun, erstmal beginnt das Sparen in Deutschland ja nicht jetzt und hier, sondern wird frühestens im nächsten
Jahr einsetzen. Außerdem sind wir der Ansicht, dass die Preisentwicklung und das Kaufverhalten in einem Land,
nicht alleine und ausschliesslich davon abhängen, wie viel Geld die Leute in der Tasche haben. Vielmehr glauben
wir, dass die Kaufbereitschaft der Menschen sehr davon beeinflusst ist, mit wie viel Hoffnung sie in die Zukunft
blicken, wie sehr sie an die Durchsetzbarkeit ihrer Träume glauben, und wie viel Genuss sie sich weltanschaulich
erlauben wollen. Staatsdiener und andere subventionierte Mitbürger neigen in diesen Punkten ohnehin zu
größter Skepsis. Man wird daher mit diesen sozialen Gruppen auch dann keine Konjunktur beleben können,
wenn diese die Taschen voll haben. Langer Rede, kurzer Sinn: wir sind nicht der Ansicht, dass eine Sparpolitik
zum jetzigen Zeitpunkt automatisch zu einer Deflation führen muss, sondern wir glauben, dass ein geschickter
Sparkurs sogar mehr Hoffnung schaffen und damit das Wirtschaftsklima beleben kann.

AE: Eine solche Belebung, wenn sie denn tatsächlich kommt, würde aber allerhöchstens  mittelfristig einsetzen
können. Und so würde also auch dieser spätere Aufschwung auf Kosten eines kurzfristigen Konjunktureinbruches
stattfinden.
Nd: Nicht unbedingt. Es kommt hier darauf an, mit wie viel Zuversicht und Hoffnung auf ein besseres Morgen in
solches Sparprogramm einhergeht. Anders formuliert, es ist wahrlich nötig, dass es der sparenden Regierung
gelingt, ein glaubwürdiges Bild von einer dynamischen hoffnungsfrohen Zukunft zu vermitteln. Und dazu braucht
es vor allen Dingen eines
weltanschaulich schlüssigen Selfmade- und Macherkonzeptes, das von dieser
Regierung überzeugend vertreten und verkörpert wird.

AE: Genau daran hapert es aber doch, oder?
Nd: Leider ja. Aber vielleicht helfen ja unsere diesbezüglichen Äußerungen, um hier die entsprechenden Impulse
zu setzen.

AE: Diese Hoffnung scheint uns sehr weit her geholt. Aber lassen wir das. Kommen wir lieber zum nächsten Punkt
der Krugmanschen Kritik, der darauf abzielt, dass es nicht gesund sein kann, wenn Deutschland weiterhin einen
derartigen Leistungsbilanzüberschuss erzielt.
Nd: Auch hier müssen wir der Kritik Recht geben. Auch wir glauben, dass es nötig sein wird, Abgaben zu senken,
um so die Inlandsnachfrage zu steigern. Zum Beispiel wäre es in Deutschland dringend angebracht, die Zahl der
Bundesländer und Kommunen zu reduzieren, die Zahl der Dritten Fernsehprogramme einzuschränken, die
Kammerzwangsmitgliedschaften abzuschaffen, die Wehrpflicht zu den Akten zu legen, das schwedische Modell in
der Krankenversicherung zu übernehmen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, die schulische und akademische
Ausbildung vom Kopf auf die Füße zu stellen, die Prozessflut vor Arbeitsgerichten einzudämmen und so weiter
und so fort. Das alles würde die Kauflust nicht hemmen, sondern den überfälligen Platz dafür schaffen, dass sich
der Unternehmer- und Machergeist des Einzelnen ein bisschen besser entfalten kann. Mit anderen Worten, auch
die Deflationsbekämpfung wird nicht mit mathematischen Mitteln alleine gelingen können.

AE: Nun scheint es aber an dem angesprochenen Unternehmergeist hierzulande gar nicht so zu fehlen. Denn wie
würde man sonst den Titel des Exportweltmeisters erringen können?
Nd: Na, ja, dass da noch Luft nach oben ist, das wird man etwa an den verwaisten Innenstädten, an der
Überalterung der Bevölkerung, an den zu hohen Arbeitslosenzahlen, an der Vorherrschaft des
Angestelltenkapitalismus und an der desolaten Finanzlage der Kommunen erkennen können. Es gibt als
durchaus noch das eine oder andere in Sachen Zukunftshoffnung zu tun.
© Landei Selbstverlag, Inh. Wilhelm Leonards, Gerolstein

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Stichwörter:

Kritik am deutschen Sparkurs, Kritik am Maastrichter Vertrag, Soros kritisiert Deutschland,
intelligentes Sparen, Bekämpfung der Deflation,
Deflationsgefahr in Europa, Deflationsrisiko in Europa,
Deflationsbekämpfung, Gefahr einer Deflation in Europa,  Verhinderung von Deflation